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Ethik des Verbindlichen (Artikelnummer: ISBN 978-3-942401-64-7)

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Helge Donath hat keine Wahl. Er muss schreiben, sonst verliert er den Boden unter seinen Füßen. Jedes Buch von ihm gleicht einer geballten Ladung. Sie polarisiert. Für den einen ist unerträglich, was er schreibt, für den anderen sind seine philosophischen Gedanken eine Offenbarung. Donath bleibt schonungslos immer ein Donath. Einer, der etwas zu sagen hat, der erschreckend aufrichtig ist.
Aus ihm fließen unerhörte Sätze. Wer hört schon gern Botschaften aus dem Schatten. Den trennen wir am liebsten von unserer Lichtgestalt ab, die wir uns zurechtschneidern. Schatten abschneiden, ablegen, am besten dem Nachbarn anheften, den wir dann reinen Gewissens nicht mögen. Das gehört zu den Bestandteilen des Sozialverhaltens zwischen den Menschen. Es entwickelte sich mit der Entstehung des Lebens. Darum reichen Donaths Ausführungen weit zurück. Seine eigenen Erfahrungen will er in der Gesamtheit natürlicher Existenz verstanden wissen. Er schöpft aus der Antike, durchforstet die Himmel der Religionen und tröstet sich mit Sinfonien von Bruckner. Er lebt bewusst in diesem Beziehungsgeflecht. Auf der Suche nach Ursachen für Gier und Begierden, für die Dekadenz einer sich modern dünkenden Gesellschaft und ihrer Bigotterie, quält ihn Sehnsucht nach erfüllter Liebe, treibt ihn unausweichlich in den Medea-Komplex und führt ihn erschöpft zurück zu sich.
„Man muss es aufschreiben, wenn es brennt, wenn der Stachel noch im Fleisch steckt und das Blut in Kaskaden aus der Wunde schießt. Man muss es aufschreiben, auch wenn der Schmerz einen niederdrückt und man kaum Luft zum Atmen hat. Nur dann ist es authentisch. Später werde ich es wahrscheinlich anders beurteilen. Doch in diesem schrecklichen Moment ist es die Wahrheit“, resümiert er zum Schluss seines Buches. Es wird ihm den Schmerz nicht nehmen. Lindern, wenn überhaupt, denn er rettet sich bereits wieder schreibend an einem neuen Skript.

Dorothea Iser

Textauszug:

2. Das Anfängliche

Um eine Situation, einen Zustand zu begreifen, müssen wir uns mit den Ursachen befassen. Nichts, was ist, ist ohne Ursache.
Ich möchte einen Ist-Zustand mit einem drakonischen Begriff betiteln, der so gar nicht zu unserer erlernten oder erwünschten Vorstellung passen will.
Die Natur ist eine Mördergrube!

Jeder Mensch hat Bilder im Kopf, was er mit dem Begriff Natur assoziiert. Dem einen fällt ein kleines Mädchen ein, wie es in buntem Kleidchen und hübschen Schleifchen in den Haaren, bewaffnet mit einem Köcher, hinter einem Schmetterling herläuft. Ein anderer bekommt feuchte Augen beim Sonnenuntergang am Meer, wenn er das Tosen der Brandung hört und den Geliebten im Arm hält. Tausende, wenn nicht Millionen erinnern sich an niedliche Rehe auf einer Waldlichtung und, wir sind Deutsche, an einen röhrenden Hirsch, dem der keuchende Atem der Liebeslust in dicken Schwaden aus den Nüstern tritt und der mit aller Vehemenz seine Nebenbuhler aus dem Revier verjagt. Wir haben unzählige solcher Bilder im Gehirn, dass uns im Herzen warm davon wird, und wir träumen davon, irgendwie Bestandteil dieses imaginären Paradieses zu sein.
Blüten und Bienen, Einsiedlerkrebse und Schneckenhäuser, Kraniche und Ferne, Lagerfeuer und genüssliches Schmatzen selbsterlegter und gebratener Beute, Mann und Frau.
Aber, die Natur ist eine Mördergrube, und wir wollen den nicht leicht auszuhaltenden Versuch unternehmen, diese These zu beleuchten, auch wenn das Ergebnis uns nicht gefallen will, nicht gefallen darf.
Dazu zurück an den Anfang.
Wie alles wirklich begann, kann keiner sagen. Nur Andeutungen, Mutmaßungen sind möglich.
Jedenfalls schwammen Einzeller, die in einer Ursuppe entstanden und irgendwie satt wurden.
Der gesamte Urozean wurde mit der Zeit derart von ihnen bevölkert, dass sie sich zwangsläufig begegnen mussten.
Von Anfang an entwickelte sich, obgleich aus den gleichen Elementen entstanden, durch unterschiedliche geologische und klimatische Verhältnisse eine unglaubliche Diversität. Jedem Individuum wohnten verschiedene Möglichkeiten inne, die es weiterentwickelte, um das Optimum für sich zu erreichen. Dazu gehörte die Symbiose, bei der sich zunächst zwei Einzeller mit unterschiedlichen, ähnlichen oder gleichen Naturen, an einer bestimmten Stelle trafen, aneinander hefteten, nämlich dort, wo es die größte Übereinstimmungen gab oder ein anderes Schlupfloch. Der eine führte dem anderen etwas zu, was dieser nicht produzieren konnte, es bis dahin nicht benötigte, was sich jedoch als angenehm und vorteilhaft herausstellte.
Der erste Fall von Angebot und Nachfrage.

Vielleicht war diese Zeit ja wirklich, das von uns so inbrünstig besungene Paradies, in dem jegliches, jeglichem zum Vorteil gereichte, es keinen Wettbewerb gab, alles im Einklang war.
Das Ganze dauerte Millionen, wenn nicht Milliarden Jahre und brachte im stetigen Prozess eine unfassbare Vielfalt an Möglichkeiten zu Tage.
Der Demiurg des Lebens.

Wir wissen weiter, dass es Variabilität in Folge ununterbrochener Zellteilung gibt, da der Organismus nicht fähig ist, identische Kopien der Erbinformation, am laufenden Band zu produzieren und irgendetwas lenkte diese krankhaften, natürlich nur krankhaft aus subjektiver Sicht, Produkte in eine überaus vorteilhafte Entwicklung, die jene Diversität nur unterstützen konnte.
Aus Einzellern wurden Zwei- Mehr-Vielzeller und letztendlich komplexe Organismen, die von miteinander symbiotisch agierenden Individualzellen gebildet, bzw. zusammengesetzt wurden, und eine gewisse Intelligenz entwickelten, aus dem praktischen Funktionieren heraus, nicht durch ein Bewusstsein.
Bereits hier ist das Erkennbare nicht die Summe des Ganzen.

Wir kennen heute noch solche Systeme und finden sie in Tierschwärmen wieder. Jeder Schwarm, ob Ameisen, Heringe, Vögel hat eine sogenannte Schwarmintelligenz entwickelt, die über die Fähigkeit des Individuums hinausgeht und Vorteile bringt. Neuere Studien haben bewiesen, selbst wir Menschen haben bei statistischen Fragen eine weitaus höhere Trefferquote, wenn man den Durchschnitt unserer Angaben zur Lösung nimmt, was eindeutig auf eine Schwarmintelligenz hinweist.
Zurück in die Urzeit.
So paradiesisch alles war, da Gewalt noch keine Rolle gespielt haben mag, so anfällig ist das Leben doch gewesen, angesichts sich ständig und drastisch ändernder Lebensumstände.
Ursachen waren eine erhebliche vulkanische Aktivität über den ganzen Globus verteilt, Meteoritenbeschuss aus dem All und nicht zuletzt die Plattentektonik, denen sich das gerade beginnende Leben stellen musste. Hier liegt ein Hort versöhnlicher Gedanken am frühesten Punkt, worüber es sich später nachzudenken lohnt, den wir bei uns behalten müssen, um das Männliche überhaupt zu ertragen.

Wahrscheinlich war es so bei den extremen und schnell hereinbrechenden Phänomenen, die ganze Lebensgemeinschaften bedrohten, dass die symbiotisch agierenden Organismen, so kann man sie zu diesem Zeitpunkt nennen, ebenso extrem und schnell darauf reagierten, um nicht unterzugehen. Besser, ihre Voraussetzungen waren optimal genug, zu überleben.
Dem lag kein Bewusstsein zu Grunde. Jedoch war die einzelne Zelle mit einer einfachen Erbinformation ausgestattet, die in sich eine Festigkeit, einen Drang zum Überleben und zur Kontinuität hatte und vermittelte, dass jenes sie umschließende Gewebe höchstwahrscheinlich nichts weiter war (und auch noch ist) als ein lebenserhaltendes Optimum oder zu einem solchen gestaltet wurde.
Keiner weiß wie, aber es dürfte so gewesen sein, dass die im Meer gelösten Mineralien und Spurenelemente für die  hereinbrechenden Krisensituationen entweder nicht überall zur Verfügung standen oder von bestimmten Organismen besser verwertet werden konnte.
Und wo befindet sich Nahrung zu Hauf? In einem Organismus der zeitlebens nichts anderes machte, als sich Nahrung einzuverleiben und Überschüsse zu speichern.
Hier endete das Paradies.

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