Tage rieseln uns wie Sand aus der Hand. Den Augenblick möchten wir festhalten, wenigstens unsere Erinnerungen sollen bleiben. Am Ende stehen wir mit leeren Händen da. Aber das Gefühl, voll in das Leben hineingegriffen zu haben, ist jede Mühe wert.
Darum geht es in diesem kleinen Gedichtband, der von Wort und Bild lebt, die Gedichte färbt und den Bildern eine zweite Sprache gibt. Zwei Menschen haben sich aufeinander eingelassen. Mal spürt sich der eine im anderen, dominiert oder versteckt seine Botschaft, die sich laut und leise, bunt und nachdenklich zu erkennen gibt. Autorin und Gestalter, unterschiedlich in der Wahl ihrer Mittel, ringen um Wahrhaftigkeit und laden dazu den Leser ein.
Textauszug:
trennung eine brücke trägt mich zu dir
während du entkommst
auf einer brücke
zur anderen
die überspannt den bogen
1945
auf dem feld
standen unsere mütter
gemeinsam in kurzen pausen
strecken sich und sahen auf
bangten um die männer
in stalingrad
gruben sehnsucht in den boden
und beschworen den himmel
sie heimkehren zu lassen
ein kind wünschte sich jede
wir wuchsen in die welt
unsere nabelschnur
hieß frieden
