Die Autorin ist mit ihrem Mann unterwegs nach Mexiko. Voller Lust und Neugier entdecken beide in einer exotischen Welt Menschen, deren Leben sie berührt. Eine Reise zum anderen Ende der Welt. Sie führt zurück in Vergangenes, spürt einer fremden Kultur nach und findet zu eigenen Wurzeln. Je weiter sie sich von ihrem Zuhause entfernen, umso näher kommen sie sich. Endlich von der Kindheit erzählen wollen und können. Endlich einander zuhören. Die Sorge um die Mutter Anna, die schon lange in einer Welt lebt, die kein anderer versteht, verblasst nicht auf dieser Reise. Empfindsam wird ihre Geschichte erzählt, ihre verhängnisvolle Liebe zu einem Kriegsgefangenen. Inge Nedwed debütiert mit dieser Erzählung. Sie macht Hoffnung und ist ein Versprechen, dass sich Annäherung lohnt.
Textauszug:
Bernd kann sich an den Vater nicht erinnern, spricht nie von ihm. Als wir uns kennen lernen sagt er, der Vater ist im Krieg gefallen. Jahre lässt er mich in dem Glauben. Es gibt für mich auch keinen Grund, dies anzuzweifeln, ist es doch normal für seine Generation. Durch einen Zufall bin ich darauf gestoßen, dass Anna den Nachnamen ihrer Eltern trägt. Ich wundere mich, wie soll das gehen, wenn sie verheiratet war. Ich frage Bernd, endlich erfahre ich die Wahrheit. Die Scham, wie tief muss sie in Anna stecken, dass sie sich auf die Kinder überträgt?
