Jettes Kinder und das blaue Licht (Artikelnummer: ISBN 978 3-946219-40-8)

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„Jettes Kinder und das blaue Licht“ ist die Fortsetzung von „Jette mit der Kastagnette“ und „Jette will heiraten“.

Bitterfeld im Jahr 2060:
Marie und Maik besuchen mit ihrer Enkelin Sandra den Ort ihrer Kindheit:
die Förderschule „An der Kastanie“.
Dort begegnen sie einem Roboter, der sich vor den Menschen versteckt und einen Plan verfolgt.
Was bei einem normalen Frühstück mit Mondgurkenaufstrich und Marsbeeren auf Astronautenart seinen Anfang nimmt, entwickelt sich bald zu einem bedrohlichen Abenteuer.

In diesem Buch geht es um das Denken und Fühlen von Kindern, den Umgang mit Technik, die Erhaltung der Natur.

Die Schülerinnen und Schüler waren in die Entstehung der Geschichte einbezogen, die Illustrationen wurden von ihnen geschaffen.

Textauszug:

Wir lassen uns nicht von einer Maschine einschüchtern!“

Das Frühstück in der „Villa am Bernsteinsee“, so heißt das Hotel, in welchem die drei Besucher genächtigt haben, ist köstlich.
Sandra kann gar nicht damit aufhören, die vielen Marmeladen vom Buffet auszuprobieren. Mirabelle, Erdbeere, Pflaume … Aber auch nicht alltägliche Sorten, wie Mondgurkenaufstrich, Raketenpaprika mit Sternenglitzer und Marsbeeren auf Astronautenart sind dabei.
„Iss nicht so viel durcheinander, du verdirbst dir den Magen!“, mahnt Oma Marie. Doch Sandra antwortet: „Ich bin kein kleines Kind mehr. Ich weiß selber, was ich zu essen habe und was nicht. Wenn Mutti und Vati auf ihrer Raumstation sind, redet mir auch keiner rein. Guck lieber auf deinen eigenen Teller!“
Das war zu viel. Sandra hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Nein, solch eine Frechheit hatte ihre Oma nicht verdient!
„Entschuldige bitte!“, sagt sie deshalb kleinlaut. Doch die Oma antwortet nicht. Sie schaut schweigsam auf das Geschirr vor sich.
„Wenn sie doch wenigstens schimpfen würde!“, denkt Sandra in diesem Moment. Am liebsten hätte sie die Bemerkung rückgängig gemacht. Aber so etwas geht nicht. Gesagt ist gesagt. Wenn man neben einem tiefen Wasser steht und einen Stein hineinwirft, dann kann man ihn auch nicht wieder zurückholen.
Vielleicht hätte Sandra nicht so unbedacht geantwortet, wenn da nicht jener Traum in der vergangenen Nacht gewesen wäre und die damit verbundene Aufregung: Sie befindet sich wieder einmal beim Lernpunkt. Drei Tage soll das Treffen dauern. Das bedeutet natürlich auch, dass Sandra im Zimmer mit ihren Schulfreundinnen Emma, Diana und Vera die Nächte verbringen darf. Es ist schon sehr spät und die vier finden kein Ende. Ein Witz folgt dem nächsten, eine spannende Geschichte der anderen. Dann will Sandra endlich schlafen, aber die Mädchen hören nicht mit dem Erzählen auf. Sie plappern und plappern und kichern und kichern, bis es Sandra zu viel wird. Schließlich mahnt sie tiefernst: „Jetzt ist aber endlich Ruhe, schließlich müssen wir morgen lernen!“
Emma und Diana sind daraufhin wirklich ruhig. Nur Vera erzählt weiter und weiter. Den einen Witz erzählt sie nun schon zum achten Mal. Sandra macht das Licht an, geht zu Veras Bett und erschrickt. Statt des Gesichtes trägt die Mitbewohnerin eine Gummimaske, die etwas verrutscht ist. Und als Sandra schließlich die Zudecke am Bett der Freundin zurückschlägt, da strecken sich ihr anstatt der Hände eines Mädchens die Greifer eines Roboters entgegen … Zum Glück ist sie aufgewacht.
Nach dem Frühstück schaut der Großvater auf seine Uhr. Er will mit Sandra und der Oma noch einmal zurück zu dem früheren Schulgelände. Sandra ist klar, dass er sich nicht von einer Maschine wegschicken lässt, ohne wiederzukommen und die Angelegenheit zu klären.

An der Rezeption des Hotels bestellen sie ein Flugtaxi. Nebenbei erwähnen sie, wo sie hingebracht werden möchten. Und Sandra prahlt sogar: „So eine winzige Strecke. Ich bin schon ein paar Mal zum Mond und zum Mars geflogen. Und meine Eltern arbeiten auf einer Raumstation!“
Die drei verlassen das Gebäude. Bereits wenige Minuten später ist ein silberner Punkt am Himmel von Bitterfeld erkennbar. Schnell wird das heranfliegende Taxi größer. Acht oberhalb der Passagierkabine angebrachte Propeller tragen es durch die Luft. Es nähert sich fast geräuschlos und setzt wenige Meter entfernt auf dem Asphalt des Parkplatzes auf. Ein am Randstreifen wartender Hilfsroboter schnellt nach vorn und öffnet die Kabinentür. „Na bitte, es geht doch!“, denkt Sandra in diesem Moment. Sie erinnert sich an das flegelhafte und sogar etwas gefährlich wirkende Verhalten des anderen Roboters vom Vortag auf dem ehemaligen Schulgelände.
„Kein Wunder, dass so etwas Opa keine Ruhe lässt“, denkt sie und bemerkt, dass dieser schneller als erwartet in das Flugtaxi steigt.
Die Kabinentür schließt automatisch. Augenblicke später schon schweben die drei über dem Hotel. Sandra beobachtet, dass auch ihre Oma etwas unruhig ist. Fliegen, das scheint nicht ihre Sache zu sein. Deshalb fahren beide Großeltern noch mit einem dieser selten gewordenen Autos, die es an einigen Stationen auszuleihen gibt. Opa sitzt dann hinter so einem komischen Ring, den er Lenkrad nennt und muss aufpassen, dass Oma und er mit dem Gefährt auf der rechten Straßenseite bleiben. Vielleicht haben beide ihre Enkelin noch nie zum Mond begleitet, weil die Oma nicht so hoch von ihrer geliebten Erde abheben will.
In solch einem Flugtaxi kann man verschiedene Flughöhen wählen. Oma Marie bittet ihren Mann: „Bitte gib die geringste für uns ein. Du weißt …!“
Sandra, die es eigentlich nie schnell und hoch genug kriegen kann, macht bei einem Blick aus dem Fenster eine für sie neue Entdeckung: „Was man alles erblicken kann, wenn man nahe beim Boden bleibt und nicht zu schnell unterwegs ist“, hätte sie beinahe laut gesagt. Doch sie behält diesen Gedanken für sich.
„Guck doch mal, Maik, wie die ganze Stadt sich seit damals verändert hat!“, entfährt es der Oma. In ihrer Stimme schwingen Staunen und Verwunderung mit. Sie scheint nun doch vergessen zu haben, dass sie in einem dieser ungeliebten Flugapparate sitzt.
Manche Dinge, die sie jetzt sieht, waren tags zuvor vom Bitterfelder Bogen aus nicht zu erkennen gewesen. Längst fahren keine Autos mehr durch die Straßen. Die wenigen dieser alten Transportmittel, die es noch gibt, müssen weit draußen in unterirdischen Garagen geparkt werden. Die drei Flugreisenden erkennen staunend, dass fast die gesamte Stadt aus Einfamilienhäusern besteht, zu denen zwar Wege, aber keine Straßen führen. Denn jedes Haus ist an ein unterirdisches Röhrensystem angeschlossen, durch das man in Minutenschnelle von jedem beliebigen Punkt innerhalb der Stadt zu einem anderen gelangt. Nur wer sich Zeit nimmt und in Ruhe die Gegend betrachten möchte, der bestellt sich ein Flugtaxi.
„Schau doch, unser Rathaus“, ruft Opa und deutet mit der Hand begeistert nach unten. „Es sieht fast genauso aus wie damals. Nur der Landeplatz auf dem Dach ist neu. Nebenan, das Museum, steht auch noch. Was sie jetzt dort ausstellen mögen?“
„Vielleicht so ein altes Fahrrad, wie ich eins hatte, als ich die Bäume und Sträucher in der Grünen Lunge gepflegt habe. Schau doch, die Parkanlagen gibt es heute noch. Und dort stand der Baum mit den rötlichen Blättern, den habe ich damals gepflanzt und gegossen und immer wieder gegossen, damit er auch ja schön anwächst. Was mag wohl aus ihm geworden sein?“
Sandra beobachtet, wie Oma und Opa besorgt blicken, aber auch schwärmen: „Was ist denn mit dem Marktplatz los, der ist ja völlig überdacht! Eine Glaskuppel, wie bei einem riesigen Gewächshaus … Ob Palmen darunter wachsen?“
„Und die Kirche“, unterbricht der Opa seine Frau, „schau doch, dort sind noch die großen Fenster, wie wir sie von damals kennen. Aber über dem Haupteingang sieht sie ganz anders aus. So ein riesiges Fenster! Ist dahinter ein neuer Raum, den es damals noch nicht gab?“
Vom früheren Bahnhof ist keine Spur mehr zu entdecken. Nur ein Landeplatz für Taxis. Viele Menschen laufen hin und her. Sie möchten immer noch mit dem Zug verreisen. Fahrten in großen, gemütlichen und mit riesigen Bildschirmen ausgestatteten Kabinen durch ein unterirdisches Röhrensystem machen Städte wie Paris, Hongkong oder die Strände der Karibik in kurzer Zeit erreichbar.
Als die drei über die Brehnaer Straße entlangfliegen, hören die Häuser links und rechts der Fahrbahn plötzlich auf. Nicht nur der Baumarkt ist verschwunden, sondern das gesamte Einkaufszentrum. Und mit ihnen alle Gebäude links und rechts von der Gärtnerei  Schuppan an, die es noch immer gibt, bis hin zur Kreuzung Richtung Halle. Stattdessen wächst überall hohes Gras. Ab und zu sieht man Sträucher oder einen einsamen Baum. In etwa einem Kilometer Entfernung erreichen sie schließlich jenen dunklen Klinkerbau mit der breiten, von Gras überwucherten Einfahrt.
„Da ist sie wieder, unsere frühere Schule!“, entfährt es Oma. Sie kann erneut staunen, obwohl sie bereits tags zuvor diesen Ort betreten hatte. Sandra erkennt, dass die Spannung im Körper ihres Opas zunimmt. Er ist unruhig, weil er nicht weiß, was sie nach dem Verlassen des Flugtaxis erwartet.

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