Zum 25. Mal gibt der Friedrich-Bödecker-Kreis in Sachsen-Anhalt (FBK) eine Anthologie mit Texten schreibender Schüler heraus. In ihr sind die schönsten und originellsten Arbeiten veröffentlicht, die im Jahr 2011 zum Schüler-Schreibaufruf des FBK unter dem Motto Unzensiert und unfrisiert eingesandt wurden. Vor uns liegt also eine Jubiläumsausgabe!
Textauszug:
Laura Sophie Mallok, 16 Jahre, Bad Dürrenberg
Seelenkinder
In jedem Menschen ruht bei der Geburt ein kleines Seelenkind.
Mit jedem Atemzug wächst es heran und fragt sich, wer wir sind.
Dann lernt das Kind langsam das Stehen und weiß, es gehört zu uns.
Das Kindlein, es lernt dann das Gehen und weiß, es bleibt bei uns.
Die kleine Seele wächst heran, wird stark und sie wird stolz.
Doch jede Seele ist wie ein Baum aus altem, totem Holz.
Sie muss mit Leben gefüllt werden, sonst bleibt sie kahl und leer
Und hat nie eine Existenz, wird ausgelöscht im Meer
Der Seelen, die alle leben ohne Sinn, bis sie ihre Liebe finden
Und wissen: Diese Seele gehört zu mir, bis wir aus dem Leben schwinden.
Seelen sind so unterschiedlich, wie jeder Mensch es ist.
Und doch wollen alle die Liebe finden, an der man die Seele misst.
Doch wie können solch böse Menschen nur eine Seele haben,
Die sich an Leid und Not anderer Menschen laben?
Vielleicht sind es nur Seelen in Not, sie sind leer und kalt.
Ohne Liebe wachsen sie auf und werden schon jung alt.
Und auch wenn du in Trauer lebst, versuche zu entdecken,
Wie viele Freunde in deiner Not Freude in dir wecken
Und sagen: Bitte gib nicht auf, du brauchst dich nicht zu verstecken.
Das Seelenkind, nun horcht es auf, es war zuvor noch still,
Hat sich niemals wirklich gezeigt, weils nicht gefunden werden will.
Jetzt blüht es auf, wird groß und stolz wie alle anderen Seelen
Und muss sich nicht mehr mit Einsamkeit und Trauer quälen.
Und merkst du nun, auch deine Seele lebt in Einsamkeit,
Dann nimm dir dieses Gedicht zu Herzen und merke, es ist Zeit!
Verändere dich und deine Seele und geh, wohin s dir gefällt
Und suche die anderen Seelenkinder in dieser schönen Welt.
Johanna Göllnitz, Klasse 11, Halle
Ich werde warten
Es war schon wieder passiert. Ich merkte es sofort, als ich das Zimmer meines besten Freundes betrat. Die Luft war stickig, die Vorhänge geschlossen. Wahrscheinlich hatte heute noch kein Sonnenstrahl seine blasse Haut berührt.
Ich setzte mich neben die Gestalt, die auf dem zerwühlten Bett lag. Arme und Beine geschlungen und zu einer Kugel zusammen gerollt. Als ich die Nachtischlampe einschaltete, fiel sanftes Licht auf die Blessuren, die seinen Körper in blauen Farben zierten.
Ich sagte nichts, doch die Ruhe schien ihm gut zu tun. Seine Haltung lockerte sich etwas.
Ist er weg?, fragte er leise, seine Stimme war brüchig.
Ja, antwortete ich nur. Ich hatte seinen Vater das Haus verlassen sehen, bevor ich eintrat. Der Körper meines Freundes zitterte, heiße Tränen liefen über seine Wangen. Vorsichtig strich ich über seinen Kopf, versuchte ihn zu beruhigen. Dabei wusste ich eines. Morgen wird er wieder der Schläger der Schule sein. So sagten es die anderen. Fürchten ihn, meiden ihn. Aber was kann ein Kind dafür, das nichts anderes kennt, als rohe Gewalt, um Konflikte zu lösen. Würde auch nur einer auf ihn zugehen. Mit ihm reden und versuchen ihn zu verstehen.
Er hat nur mich. Ich kenne seine sanfte Seite, ich gebe ihm den Halt, den er braucht. Und ich weiß genau, dass er mir nie etwas antun würde.
Ich werde bei ihm sein und warten, bis diese Gewalt irgendwann aufhört. Ich werde bei ihm sein und warten, bis ich weiß, wie ich ihm helfen kann. Seine Tränen werden stärker ich werde warten.